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Formate für Landschaftsfotografie

Die Welt um uns herum fügt sich nicht von selbst den Beschränkungen und Grenzen eines rechteckigen oder quadratischen Kastens. Doch es zu schaffen, dass die Landschaft in die Abmessungen eines bestimmten Fotoformats passt und gleichzeitig ein attraktives Bild ergibt, ist eine Herausforderung, der Fotografen sich jedes Mal stellen, wenn sie ihre Kamera auspacken, um die Szene vor ihnen festzuhalten.

Dabei müssen wir uns jedoch nicht auf die Form und das Format der Sensoren beschränken, mit dem unsere Kameras ausgestattet sind. Meine Olympus OMDs (wie alle spiegellosen Kameras) bietet andere Optionen, sodass ich in den Bildformaten 4:3, 3:2, 16:9 und 1:1 nicht nur Bilder machen, sondern auch Vorschaubilder ansehen kann. Dies macht den Bildaufbau in einem anderen Format super einfach. Und wenn Sie im RAW- oder JPEG-Format fotografieren, können Sie Ihre Meinung zum Zuschneiden später noch ändern, da die RAW-Datei ja unberührt bleibt. Dank der Auflösung moderner Kameras schränkt das Zuschneiden außerdem die Größe der Ausdrucke, die Sie produzieren können, nicht mehr stark ein.

Wenn Sie überlegen, welches das beste Bildverhältnis ist, liegt der Schlüssel immer darin, die Cropping-Auswahl dem Motiv anzupassen. Es gibt nicht das eine ideale Format für die Landschaftsfotografie und nicht jedes mögliche Format funktioniert mit jedem Motiv. Die Fähigkeiten eines Fotografen zeigen sich in der Auswahl der passendsten Kombination aus beidem.

Ziel dieses Artikels ist es, Orientierungshilfen zu den Stärken und Vorteilen von rechteckigen, quadratischen und Panorama-Bildformaten zu bieten.

 

RECHTECKIGE FORMATE (z. B. 3:2, 4:3)

Das rechteckige Bildformat ist eines der vertrautesten für Fotografen. Es ist ein dynamisches Format, das sich ideal für die Gestaltung kühner und dramatischer Bildaufbauten voller Energie und Bewegung eignet.

Dies trifft besonders dann zu, wenn die Kamera für senkrechte Kompositionen auf die Seite gelegt wird (d. h. ‚Hochformat‘), und der Betrachter das Gefühl erhält, er könnte in eine Szene eintreten und sie vom Vordergrund bis zum Hintergrund durchschreiten. So wird der Betrachter zu einem aktiven Teilnehmer in der Landschaft, die wir fotografiert haben. Dieser Eindruck lässt sich noch leichter erzeugen, wenn das Bild so aufgebaut wird, dass die Linien eines Pfades, einer Straße oder die verwitterten Bretter eines alten Bootsstegs den Betrachter in die Szene hinein locken. Diagonale Linien im Bildaufbau sind besonders wirkungsvoll darin, ein Gefühl der Bewegung und Energie zu erzeugen.

Die Auswahl eines starken Vordergrunds mit viel Interesse für den Betrachter, z. B. ein texturierter Felsen oder ein umgestürzter Baumstumpf oder ein Gewässer, das den Himmel spiegelt, können einem Foto ebenfalls mehr Tiefe verleihen – diese ist wichtig, wenn Sie versuchen, die Dreidimensionalität der Landschaft in einem zweidimensionalen Bild darzustellen.

Alternativ, in horizontaler Ausrichtung, ist das rechteckige Format ideal für Landschaftsausblicke, die ruhigere, friedlichere Bilder erzeugen. Hierbei fühlt sich der Betrachter eher als passiver Beobachter der festgehaltenen Landschaft.

Ob im Querformat oder Hochformat: Der Fotograf muss darauf achten, wie er Linien und Formen einsetzt (der Einsatz von ‚S‘- und ‚Z‘-Formen ist beispielsweise besonders wirksam), um den Betrachter durch den Bildausschnitt zu bewegen und dazu anzuregen, den gesamten Bildbereich zu erkunden. Am wichtigsten dabei ist, dass diese Hilfsmittel zum Bildaufbau den Betrachter in den Fokuspunkt des Bilds leiten sollten – zu dem Element auf dem Bild, das es interessant macht und dem Foto einen Zweck verleiht. Die sogenannte ‚Drittelregel‘ kann zur Ermittlung des Fokuspunkts genutzt werden (siehe ‚Expertentipp‘), um diesem maximale Wirkung zu verschaffen.

Doch bei ihr ist es wie bei den meisten Regeln – sie wurde aufgestellt, um gebrochen zu werden. Mein Tipp ist, dass Sie sich mit der Regel bekannt machen, sie verstehen, sie aber nicht sklavisch befolgen, da sonst formelhafte und vorhersehbare (d. h. langweilige!) Fotos entstehen würden. Der große amerikanische Fotograf Edward Weston hat einmal gesagt: „Die Regeln des Bildaufbaus zu Rate zu ziehen, bevor man ein Foto macht, ist, als würde man das Gesetz der Schwerkraft zu Rate ziehen, bevor man spazieren geht“. Ich betrachte die sogenannten ‚Regeln‘ gern nur als Richtlinien.

Expertentipp

Bei der Drittelregel sollten Sie sich vorstellen, Ihren Bildsucher horizontal und vertikal in Drittel zu teilen und diese Punkte mit einem Gitter zu verbinden, sodass neun gleich große Teile entstehen. Der Regel nach entsteht durch die Anordnung der wichtigsten Kompositionslinien entlang des Gitters und die Platzierung eines Fokuspunkt auf einem der vier Kreuzpunkte ein visuell ansprechendes Design, das ausgeglichen und dynamisch ist. Das Gitter kann auch verwendet werden, um die Bereiche der Schattierungen & Farben ausfindig zu machen und zu kontrastieren.

QUADRATISCHES FORMAT

Eine Implikation der Drittelregel ist, dass wir unser Hauptmotiv oder unseren Fokuspunkt nie direkt in der Bildmitte platzieren sollten – Vertreter ‚der Regel‘ argumentieren, dass dadurch öde und statische Bildaufbauten entstehen. Sicher trifft dies in den meisten (aber nicht in allen) Fällen bei rechteckigen Formaten zu. Manchmal fühlt es sich einfach richtig an, das Hauptmotiv ganz zentral zu platzieren. Ich mache das ziemlich gern, wenn ich ein Bild erzeugen will, das weniger dynamisch ist, in dem meine Ziele Einfachheit und ein Gefühl der Stabilität sind. Und diese Eigenschaften sind häufige Bestandteile meiner Fotos.

Was vermutlich der Grund ist, aus dem ich ein großer Fan des quadratischen Formats bin – es ist ein sehr symmetrischer und ausgeglichener Bildausschnitt, mit dem es sich gut arbeiten lässt und das Hauptmotiv zentral zu platzieren (ein sogenannter ‚Bullaugen‘-Bildaufbau) ist häufig ein Erfolg. Erfolgreich eingesetzt kann er harmonische Bilder erschaffen – toll zur Unterstreichung einer friedlichen, ruhigen, gelassenen Stimmung.

Ich finde, dieses Format wirkt auch gut bei minimalistischen Fotos. Als Fotograf, der einen reduktionistischen Ansatz an den Bildaufbau verfolgt – sprich, die Fotos auf das Allerwesentlichste beschränkt – gefällt mit die Aufgeräumtheit, die Unaufgeregtheit des quadratischen Bildes.

Und ich möchte nicht den Eindruck erwecken, dass quadratische Fotos nicht bei komplexeren Motiven funktionieren oder dass sie keine wirkungsvollen und dynamischen Bildaufbauten erzeugen können. Nehmen Sie zum Beispiel ein Weitwinkelobjektiv, gehen Sie weit nach unten und füllen Sie den Vordergrund – so erzielen Sie Fotos mit riesiger Wirkung.

Zweifellos ist es etwas ganz anderes als die Arbeit mit rechteckigen Formaten und es dauert eine Weile, sich daran zu gewöhnen. Viele Menschen halten es für ein schwieriges Bildverhältnis und zahlreiche geben auf, aber ich möchte Sie dringend ermutigen, es auszuprobieren und beharrlich zu bleiben, bis Sie seine unzweifelhaften Stärken für sich nutzen können.

Expertentipp

Eine Möglichkeit, die Stärken und Schwächen des 1:1-Formats kennenzulernen, ist, sich als Beispiele einige Ihrer bereits gemachten Bilder auf dem Computerbildschirm anzusehen und damit zu experimentieren, sie quadratisch zuzuschneiden – strafft dies den Bildaufbau und verbessert es die Wirkung? Sich mit dem quadratischen Format anzufreunden ist viel einfacher, wenn Sie beim Aufnehmen eine Vorschau des Bildes sehen können. Im Laufe der Jahre habe ich so viel im quadratischen Format fotografiert, dass meine Olympus OMDs meist standardmäßig auf das Bildverhältnis 1:1 eingestellt ist.

 

PANORAMAFORMAT

Ein Format, das in den vergangenen Jahren immer beliebter geworden ist, ist das Panoramafoto – am häufigsten im 3:1- oder sogar 16:9-Verhältnis. Es ist ein tolles Format, wenn Sie versuchen, mit dem Bild eine Geschichte über die Landschaft zu erzählen – gut aufgebaute Panoramabilder enthalten zahlreiche Informationen, die sehr viel über den Ort & die Zeit verraten können. Zudem ist es ein Format, das sich gut für Landschaftsfotos eignet, besonders für weite, ausschweifende Ausblicke – den Himmel und den Vordergrund auf ein Minimum zu begrenzen kann helfen, den Eindruck der Weitläufigkeit zu betonen.

Wie beim quadratischen Format fällt den Menschen auch die Arbeit mit dem Panorama schwer. Aufgrund der Form muss der Fotograf die Landschaft anders betrachten – statt nach unten zu blicken, um Interessantes im Vordergrund zu finden, müssen die Augen darauf geschult werden, das gesamte Bild zu durchsuchen und dabei Linien zu finden, die den Betrachter durch den ganzen Bildausschnitt führen.

Da die Menschen im Westen von links nach rechts lesen (wenn die Mehrheit der Betrachter Ihrer Fotos dort lebt), hilft es, wenn die Linien sich in diese Richtung bewegen, und wenn es einen Fokuspunkt gibt, versuchen Sie, diesen eher an der rechten Seite des Bilds oder sogar in der Mitte anzuordnen. Wenn Sie einen Fokuspunkt links platzieren, erreicht der Betrachter ihn, bevor er den Rest des Bilds verdaut hat. Und ignorieren Sie den interessanten Vordergrund nicht völlig – er ist noch immer wichtig, um dem Bild ein Gefühl von Tiefe zu verleihen.

Wenn der Vordergrund besonders stark ist, überlegen Sie, ein Panoramabild im Hochformat aufzunehmen. Die vertikale Ausrichtung macht sich toll, um die Tiefe in einem Foto zu betonen und da sie ein nicht sehr häufig genutztes Bildformat ist, kann sie besonders ins Auge fallen und hervorstechen. Versuchen Sie, Linien zu finden, sie sich nach oben durch den Bildausschnitt bewegen, und den Betrachter von vorn nach hinten führen.

Noch einmal, wenn Ihre Kamera ein 16:9-Bildformat bietet, wählen Sie dieses, um sich damit vertraut zu machen und herauszufinden, wann es das beste Format ist.

Expertentipp

Ein rechteckiges Bild zum Panoramaformat zuzuschneiden ist eine Option, dies kann jedoch die letztliche Druckgröße beschränken (je nach Auflösung Ihrer Kamera natürlich). Wenn Sie allerdings auf der Suche nach größeren Panoramadrucken sind, überlegen Sie sich, mehrere Einzelbilder aufzunehmen, die Kamera zwischen den einzelnen Aufnahmen durch die Szene zu bewegen und sie dann mit Hilfe von Software zusammenzufügen. Dies ergibt große Dateien, die in riesiger Größe gedruckt werden können. Obwohl es einige spezielle Programme zum Zusammenfügen gibt, erledigen auch neuere Photoshop-Versionen diese Aufgabe gut. Sie können der Software bei der Arbeit helfen, indem Sie darauf achten, dass die Kamera bei jeder Aufnahme auf der gleichen Höhe ist und dass es eine Überlappung zwischen jedem Bild gibt, das Sie zusammenfügen wollen.

ANDERE TIPPS

Experiment – Fotografieren Sie die gleiche Szene im rechteckigen, quadratischen und Panoramaformat, analysieren Sie die Ergebnisse und lernen Sie, was die Stärken und Schwächen jedes Formats sind.

Beschränken Sie sich auf ein Format – Nutzen Sie eine Weile lang ausschließlich ein Format, suchen Sie dabei aktiv nach Motiven, die in diesem gut wirken. Verstehen und meistern Sie dieses Format, bevor Sie mit den anderen Formaten ebenso fortfahren.

Schneiden Sie sich einige Kartenmasken in den verschiedenen Formaten aus – Stecken Sie diese in die Tasche, um die Szene durch sie zu betrachten, bevor Sie Ihre Kamera überhaupt auspacken.

Steve GoslingAndere Artikel des Autors

Steve is a professional photographer who specialises in producing creative & contemporary landscape and travel images. His photographs have been published internationally illustrating posters, cards, books, magazines, newspapers & calendars. His fine art prints have been widely exhibited and have also appeared on sets for both theatre & film productions.

His work has also won many awards - for example, his landscape images have been successful in the UK’s ‘Black & White Photographer of the Year’ competition and for the last 3 years he has had images shortlisted in the prestigious international 'B&W Spider Awards', achieving an Honourable Mention in 2016.

He enjoys writing & teaching about photography and frequently gives talks on landscape photography to photographic groups in the UK and abroad. He is also a regular contributor to many of the major photography magazines in the UK as well as a growing number of overseas titles. He has run a successful workshop programme for several years in locations across the world from Iceland to Antarctica, encouraging and inspiring photographers of all levels.

As well as working closely with Phase One (for whom he is a Fieldwork Professor) and Lee Filters Steve is an Ambassador for Olympus, Manfrotto/Gitzo tripods & Permajet inkjet papers.

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