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Das Handwerk der Bildbearbeitung

Nachbearbeitung (manche nennen es Bildbearbeitung) ist das vermutlich letzte überlebende Handwerk der Fotografie, umso mehr überrascht es, dass es nicht weitgehend wie ein Handwerk ausgeübt wird.

Nun, das sind zwei extreme Aussagen in einer, deshalb sollte ich sie mal erklären.

Zuerst die Vorstellung von Bildbearbeitung als Handwerk (obendrein eins der letzten verbleibenden). In der digitalen Fotografie sind viele Fähigkeiten verloren gegangen, die häufig zum Fotografieren benötigt wurden, aus einem äußerst naheliegenden Grund — die Fotografen mussten vorhersagen, wie das Bild aussehen würde. Damals gab es keine Vorschau oder die Möglichkeit, sich das Foto sofort im Anschluss anzuschauen. Und große Kameras wurden handwerklich hergestellt und erforderten auch zur Bedienung handwerkliche Fähigkeiten. Es gab Tilt-und-Shift-Objektive, Filter, die man hinter dem Objektiv befestigte, allerhand mysteriöses Zeug, das sich bis in die Entwicklung des Films fortsetzte (manchmal länger, manchmal kürzer, um den Kontrast zu steuern). Es gab noch einiges mehr, aber dies ist kein Artikel über Foto-Nostalgie. Es ist sehr gut, dass die Umstellung auf digitale, fortgeschrittene elektronische Automatisierung und mechanische Optimierung die Bedienung einer Kamera einfacher und effizienter gemacht hat. Ebenso wie Sie keinen Mechaniker brauchen, um ein Auto zu fahren, müssen Sie kein Ingenieurfan sein, um eine Kamera zu bedienen.

Doch warum ist die Bildbearbeitung ein Handwerk? Aus zwei Gründen.

Der erste ist, dass die Bildbearbeitung eine handwerkliche Tätigkeit ist, die sich durch Unterricht, Übung und Erfahrung bis zur Spitzenleistung verbessern lässt. In der Tat braucht es Anstrengung und Zeit, um ausgezeichnet darin zu werden. Es ist keine Fähigkeit, die man von vornherein beherrscht.

Der zweite ist, um es von der kreativen Tätigkeit abzugrenzen. Ein Handwerk ist nicht kreativ. Dabei erfindet man keine Dinge und lässt seine Fantasie nicht schweifen. Stattdessen perfektioniert man Dinge, feilt sie aus. Und genau darin besteht die Aufgabe der Bildbearbeitung. Das Wort kreativ wird zu häufig als Werbung für etwas verwendet, das es gar nicht ist, wie einen cleveren Digitalfilter. Wenn Sie Bildbearbeitung (oder Nachbearbeitung, wenn Ihnen der Ausdruck lieber ist) kreativ einsetzen wollen, sind Sie in der anderen Welt der Fotoillustration. Das ist super, doch es ist nicht Fotografie, bei der es darum geht, etwas einzufangen.

Dennoch ist die Bildbearbeitung WICHTIGER geworden als je zuvor, denn heute erledigen wir das selbst, statt den Film ins Labor einzusenden. Zudem werden die Werkzeuge zur Bildbearbeitung immer besser und besser. Oder besser gesagt, sie werden immer zahlreicher, was nicht unbedingt dasselbe ist! Die Raw-Datei, die Sie aufnehmen, kann viel mehr Schatten- und Spitzlichter-Informationen enthalten, als je auf einem Bildschirm oder in einem Druck angezeigt werden können, und moderne Raw-Verarbeitungs-‚Engines‘ wie Adobes ACR können bemerkenswerte Details und Eigenschaften aus einer Datei ziehen. Lightroom, Photoshop, DxO Optics, Capture One haben alle ähnliche Tools, und ja, es gibt viel zu lernen und viele Möglichkeiten. Dies bringt mich zu meiner zweiten Behauptung, dass es ziemlich viel schlechte Bildbearbeitung gibt. Die Bandbreite dessen, was sich mit Software erzielen lässt, schreckt viele Leute ab, was wiederum zu unpassender Nachbearbeitung führt. Viele Leute wissen einfach nicht, wie sie das Beste aus der Raw-Datei herausholen können, und manche von ihnen wollen es lieber nicht herausfinden, weil es nerdig und technisch ist und einfach nicht dem entspricht, das sie sich vorgestellt haben, als sie eine Kamera gekauft haben. Am anderen Ende der Skala stehen wiederum die Menschen, für die eine Software-Box voller Tricks eine Einladung zum Spielen ist. Gefördert wird dies durch die Art von Bildbearbeitungs-Tutorial, die fragt: „Hey, wussten Sie schon, dass Sie in Photoshop oder anderswo diesen umwerfenden Effekt erzielen können?’ Das Ergebnis, noch viel übler als eine Nichtbearbeitung, ist die Überbearbeitung, meist durch Übersättigung und die zweischneidige Erfindung Tone Mapping. Hier und nächsten Monat möchte ich Ihnen zeigen, wie Sie beides vermeiden können, und wie Sie Bildbearbeitung vernünftig für Ihre Bilder einsetzen können.

Stressen Sie sich nicht mit der Software

Das ist wichtig. Bildbearbeitungsprogramme sind eine Industrie und wie auch die andere Industrie, bei der wir alle einkaufen, die Kameraherstellung, ist sie konkurrenzbetont und verspricht vieles. Und es ist schwer, sie eingehend zu verstehen. Im Internet finden Sie viele starke Meinungen, welche Software denn nun die beste ist, doch die meisten sind nicht rundum informiert. Wenn jemand beispielsweise schreibt, dass Capture One oder irgendwas besser ist als Lightroom oder irgendwas anderes und die Farbwiedergabe „einfach besser“ ist, steckt dahinter fast immer, dass er nicht über die Voreinstellungen hinausgegangen ist.

Wenn Sie eine Raw-Datei in einer Software öffnen, präsentiert sie sich immer mit einem gewissen Look, bevor Sie die Regler auch nur anrühren. Das muss so sein, denn eine Original-Raw-Datei ist fast nicht anschaubar — kompakt, flach und grünlich — und muss mit dem Raw-Converter erst einmal grundlegend bearbeitet werden, dazu zählt das Entfernen des Mosaiks (Konvertieren des blockhaften Farb-Patchworks aus dem Farbfilter-Array vor dem Sensor in eine glatte Farbebene), Anwendung des Weißabgleichs und einer starken Gammakurve. Obendrein muss festgestellt werden, wie viel Schärfe, Farbwiedergabe und so weiter nötig sind. Dies sind die Voreinstellungen und sie sind als Startpunkt gedacht, die Grundeinstellungen, die Sie ändern können, wenn Sie wollen. Verwechseln Sie diese nicht mit den Möglichkeiten — mit allem, das Sie tun können. Einige Nutzer werden sehr parteiisch bei diesem Thema, eine ausgewogene Expertenmeinung finden Sie in diesem Artikel von Martin Evening [https://lightroomkillertips.com/brilliant-article-martin-evening-lightroom-vs-capture-one-pro/]. Im Grunde erledigen alle großen Programme ihre Aufgabe sehr gut. In meinen Beispielen habe ich ACR (Adobe Camera Raw) verwendet, was Photoshop Ihnen anzeigt, wenn Sie eine Raw-Datei öffnen. Lightroom hat in etwa denselben Engine. Capture One, CxO Optics und die anderen schaffen das Gleiche mit anderen Voreinstellungen, einer anderen Oberfläche und anderen Reglern/Tools, deren Unterschiede in der Anwendung relativ gering sind.

Kalibrieren Sie Ihren Monitor oder…

…machen Sie zumindest eine Kalibrierung nach Augenmaß, wie den Display Calibrator Assistant auf dem Mac…


Computerzimmer

Monitore unterscheiden sich, und was Sie auf Ihrem sehen, sieht auf einem anderen Bildschirm — oder gedruckt — nicht unbedingt genauso aus. Die Zeit, die Sie für die Einrichtung eines verlässlichen Arbeitsplatzes aufbringen, ist gut investiert! Dies ist mein Arbeitsplatz für Bildbearbeitungen. Ich verwende einen Eizo CG, schon immer, weil dieser Hersteller die präzisesten Monitore verkauft, die sich selbst kalibrieren und 10 Bit haben, also eine Milliarde Farben. Gleichzeitig spiegele ich das Display zum Vergleich auf einem MacBook Pro, um zu sehen, wie das Bild für die meisten Betrachter aussehen wird, zu stark kontrastiert und mit diesem albernen, glänzenden Finish auf dem Bildschirm. Ich nutze Photoshop und ACR, weil ich Software mag, die ihre jeweilige Aufgabe gut erledigt. Logitech-Maus und ein kleines Wacom-Tablet…


Computerzimmer

Optimal nach Industriestandard

Gibt es Industriestandards in der Bildbearbeitung? Best Practices? Ja, mit Sicherheit, auch wenn sie nicht alle einfach an einer Stelle zu finden sind. Wenn Sie jemals viel mit Buchveröffentlichung zu tun haben, bekommen Sie sich bei allen Prepess-Unternehmen gute Tipps, weil sie Bilddateien aus allen Quellen bearbeiten und sicherstellen müssen, dass sie für den Nachdruck geeignet sind. Auch wenn sehr viele es nicht sind. Prepress-Experten und auch Digitaldruckläden stehen an der vordersten Front der Bildbearbeitung und wollen Konsistenz. Zur Prepress gehört einiges mehr als ein gut bearbeitetes Bild, doch es hilft, dieses als Ausgangspunkt zu haben. Hier unten untersuchen wir einige Korrekturabzüge für eines meiner Bücher bei XYDigital in London. Beachten Sie die kontrollierte Beleuchtung einer Sichtkabine mit farbkorrigierten Lampen.


Computerzimmer

Unabhängig von den besonderen Ansprüchen eines Bildes, auf die wir als nächstes zu sprechen kommen, ist es nützlich zu wissen, welche objektiven Industriestandards es gibt. Folgen Sie der unten beschriebenen grundlegenden Vorgehensweise, dann können Sie zumindest ein kompetentes Bild garantieren. Betrachten Sie es als Ausgangspunkt. Hier gibt es keine Fragen des Geschmacks oder der persönlichen Bewertung, sondern nur einige objektive Standards, die wichtigsten davon wären:-

  • Durchschnittliche Gesamtbelichtung
  • Neutrale Farbbalance
  • In den Schatten und Spitzlichtern sichtbare Details
  • Schwarz- und Weißpunkte eingestellt

Das ist grundlegende Optimierung, bitte beachten Sie, dass dies NICHT dasselbe ist wie die Optimierung der Komprimierung, die auch angewandt wird. Gehen wir das anhand eines Beispielbilds einmal durch:

Definition

Optimierung bedeutet im Grunde, aus einer Raw-Datei eine TIFF-Datei nach den gängigen Industriestandards zu erstellen, mit einem gerade so vollem Dynamikbereich und Eigenschaften, die ein typischer Betrachter erwarten würde, und die normal erscheinen. Zu diesen Eigenschaften gehören Gesamthelligkeit, Kontrast, Farbsättigung und Schärfe.

Dies wird immer wichtiger, da extreme Bildbearbeitung in der neuesten Software immer einfacher wird. Überbearbeitung und falsche Bearbeitung sind die zwei weit verbreiteten Übel, die sie korrigiert, und bei der Optimierung geht es viel um das Vermeiden — also keine Anpassungsregler zu verwenden, die oberflächlich interessante Effekte bieten.

Optimierung ignoriert kreative und stilistische Entscheidungen, darum ist sie nicht unbedingt eine garantierte Möglichkeit der Bildbearbeitung. Sie ist eher ein Ausgangspunkt. Nehmen Sie als Beispiel eine neblige Szene. Den Schwarzpunkt festzulegen wäre normalerweise nicht angebracht, weil es das Bild ‚herausputzen‘ wurde, es würde einerseits das zarte neblige Gefühl verlieren und andererseits die Subtilität der Farben und Töne.

Schritt 1: Einschätzung

Wenn Sie das Raw-Bild geöffnet haben, halten Sie inne, bevor Sie Änderungen vornehmen, und denken Sie über zwei Dinge nach:

  1. Was hatten Sie erwartet oder sich gewünscht, als Sie das Bild aufgenommen haben und wie nah ist das Bild dem jetzt? 2. Objektive Betrachtung, als ob ein Betrachter das Bild ohne vorherige Vorstellungen zum ersten Mal sieht: Sind alle Bildqualitäten wie erwartet?

Die Gesamteinschätzung ergibt hier, dass die Bereiche im mittleren Schatten (d. h. der Großteil des Bildes) ein wenig enger sein könnten.

Schritt 2: Objektivprofil

Die Software wird die Kamera-Objektiv-Kombination erkennen, wenn Sie hier ein Häkchen machen, werden also Vignettierungen und geometrische Verzerrungen entfernt, die bei allen Zoomobjektiven häufig vorkommen. Adobe empfiehlt, dass ihre Farbkorrektur, die als separates Kontrollkästchen angeboten wird, effektiver in der Entfernung von Farbsäumen ist als in den eigenen Profilen der Objektivhersteller, also sollten Sie diese immer markieren.


Setzen Sie sowohl im Register Chromaabweichung als auch im Register Profilkorrekturen ein Häkchen

Schritt 3: Voreingestellte Schärfe

Es gibt nur zwei mögliche Anlässe für die Scharfzeichnung: 1. Zum kleinen Ausgleich für die leichte Weichzeichnung, die die digitale Erfassung bewirkt und 2. ein aggressiver Ansatz direkt vor der Anzeige (Print- oder Bildschirmdarstellung). Führen Sie Nr. 1 nur bei der Raw-Bearbeitung aus; die hier gezeigten ACR-Voreinstellungen werden empfohlen – 25 %, Radius 1 Pixel, Detail 25 %, keine Maskierung. Andere Software-Anwendungen, wie Capture One, haben aggressivere Voreinstellungen.


ACR-Voreinstellungen

Schritt 4: globale Einstellung

Zur Vorbereitung stellen Sie sicher, dass Sie die Kästchen oben links und rechts im Histogramm markiert haben, sodass sie immer einen weißen Umriss haben. Beschnittene Schatten erscheinen in blau, beschnittene Spitzlichter in rot.


Markieren Sie die kleinen Kästchen über dem Histogramm.

Achten Sie immer darauf, dass die folgenden Regler effektiv in ihrer Funktion sind, als Nachteil aber ein nicht-traditionelles Aussehen mit sich bringen (d. h. sie verleihen einem eher traditionellen fotografischen Aussehen oft ein illustratives Aussehen): Spitzlichter, Schatten, Klarheit. Alle drei nutzen lokale Tone Mapping-Algorithmen.


Verwenden Sie diese drei Regler mit Bedacht
  1. a) Farbbalance

Standardmäßig sollte es Ihr Ziel sein, offensichtliche Neutralfarben wie graues Metall, Beton und so weiter neutral zu machen (das heißt, die RGB-Werte sollten einander mehr oder weniger gleichen). Wenn das Licht zur jeweiligen Tageszeit eine offensichtliche Schattierung hat, wie das warme Licht der tief stehenden Sonne und bläuliche Schatten an einem sonnigen Tag, überlegen Sie sich, ob diese Schattierung in der finalen Farbwiedergabe Ihrer Aufnahmen enthalten sein soll; das ist reine Geschmackssache. Die Farbtemperatur reicht von bläulich bis orange, während die unteren Regler die Farbachsen von grün bis rot steuern.


In diesem Fall habe ich den automatischen Weißabgleich zum Fotografieren verwendet und die Farbe als leicht bläulich eingeschätzt.

Als ich mit dem Weißabgleich-Tool, einer Pipette, über den Ton rollte, der neutral am nächsten kommt (einem Helm) bestätigte sich dies.

Beim Anklicken wird dies neutral und zieht die anderen Farben mit.

b) Belichtung

Treffen Sie eine Gesamteinschätzung. Sie können später immer darauf zurückkommen.


Um eine halbe Blendenstufe erhöhte Belichtung

c) Spitzlichter/Schatten/Kontrast

Dies ist meine Lieblingstechnik, aber es gibt noch andere (siehe Kurven unten). Reduzieren Sie die Spitzlichter und erhöhen Sie die Schatten nicht um mehr als 30 % (bei mehr riskieren Sie, dass Ihr Bild nicht wie ein Foto aussieht). Der Effekt dieser beiden Regler lässt das Bild flacher erscheinen, also erhöhen Sie den Kontrast entsprechend (vielleicht um etwa 20 %). Der Reihenfolge nach läuft das alles so ab…


Als erstes stellen Sie die Spitzlichter ein wenig wieder her

…gefolgt von einer starken Wiederherstellung der Schatten

…und dann erhöhen Sie den Kontrast, um den abflachenden Effekt, den diese beiden Regler auf die mittleren Töne haben, auszugleichen.

Zusammengefasst verringert diese 3-Regler-Anpassung die Spitzlichter ein wenig, eine Art Einstellungsdreieck

d) Weißtöne und Schwarztöne

Oft auch als Einstellen der Schwarz- und Weißpunkte bekannt. Dies wird von vielen oft vergessen, ist aber wichtig, wenn Sie den Farbbereich komplett ausschöpfen wollen. Im Prinzip dehnen Sie den Bereich an die Skala angepasst aus. Erhöhen oder senken Sie den Weiß-Regler bis kurz unter die roten Warnungen, die für beschnittene Spitzlichter erscheinen. Senken Sie dann (Anheben ist nur ganz selten nötig) den Schwarz-Regler bis kurz über die blauen Warnungen.


Senken Sie als erstes die Weißtöne, damit die Spitzlichter im Haar nicht beschnitten werden. Ich habe ein geringes Maß an Beschnitt zugelassen, um das Bild nicht übermäßig dunkel werden zu lassen.

Senken Sie dann die Schwarztöne bis knapp über den Punkt, an dem die blauen Beschnittwarnungen erscheinen. Achten Sie darauf, dass das Histogramm oben voll und exakt nach links und rechts ausgestreckt ist.

Eine Alternative c) oben ist der Einsatz von Kurven. Dies ist sehr traditionell und gibt Ihnen Kontrolle über Spitzlichter, Schatten und Kontrast, indem Sie die Form einer einzelnen Kurve wie angezeigt ändern. Allerdings ist hierfür Erfahrung nötig. Meiner Erfahrung nach nutzen die meisten Prepress-Experten dieses Tool. Es funktioniert anders als Spitzlichter und Schatten — nicht unbedingt besser oder schlechter, nur anders.

 


Hier habe ich die tiefen Schatten und hellen Spitzlichter eingerastet und die Kurve dann wie angezeigt etwas erhöht.

Sinnvolle Nachbearbeitung

Hier möchte ich mit Ihnen über Bildbearbeitung zu einem genau festgelegten Zweck sprechen. Wenn Sie in Raw fotografieren, ist die digitale Bearbeitung ein ebenso unerlässlicher Bestandteil wie der Druck eines Filmnegativs in der Dunkelkammer. Sie verwandelt die von Ihrer Kamera aufgenommenen Bilddateien in das bestmögliche betrachtbare Bild. Professionell betrachtet sollten Sie die Bildbearbeitung nicht als langweilige Pflicht oder Chance zum Herumspielen betrachten. Um effektiv zu sein, muss die Bearbeitung sich nach Ihrem Shooting und den Ideen richten, die Sie beim Fotografieren hatten. Sie sollte nie eine kreative Aktivität sein. Wenn dies dogmatisch und kontrovers klingt, denken Sie daran, was Ihr primäres kreatives Medium ist. Wenn Sie sich als Fotograf sehen, konzentriert sich die Kreativität unweigerlich auf den Moment der Aufnahme, der Belichtung. Es ist natürlich völlig legitim, Ihr ‚Aufgabengebiet‘ zu erweitern, und wenn Sie sich als Bildschöpfer sehen, sind Sie auf jeden Fall wirklich ein Fotoillustrator. Als Fotoillustrator können Sie so einfallsreich und fantasievoll sein, wie Sie wollen und sich all die Möglichkeiten in Photoshop und anderen Bildbearbeitungsprogrammen komplett zunutze machen, und ja, bei der Bearbeitung kreativ sein. Doch wenn Sie vorrangig Fotograf sind, liegt die kreative Action in der Kamera. Es passt nicht zusammen, wenn Sie versuchen, zweifach kreativ zu sein, beim Fotografieren und bei der Bildbearbeitung.

Für Fotografen ist die Bildbearbeitung ein Handwerk. Ein sehr wichtiges, dessen Perfektionierung Jahre dauern kann. Aber es bleibt ein Handwerk, das der eigentlichen Fotografie untergeordnet ist.

Hauptzweck der Nachbearbeitung ist es meist, der Raw-Bilddatei vollkommen gerecht zu werden. Diese enthält viel mehr Farbinformationen als je in einem Druck oder auf einem normalen Bildschirm wiedergegeben werden können, darum ist die Raw-Bearbeitungsstufe so wichtig, vor allem für ’schwierige‘ Bilder wie jene mit sehr hohem Dynamikumfang. Bei den meisten Bildern dient die Voreinstellung einfach zum Optimieren wie oben, also um aus der Raw-Datei eine TIFF vorzubereiten, die einfach so aussieht, wie die meisten Betrachter es erwarten.

Im nächsten Schritt können Sie Ihr Können und weitere Techniken anwenden, um wirklich das Beste aus dem Bild herauszuholen, mit Methoden, die dem beiläufigen Betrachter geringfügig erscheinen können, die aber aus professioneller Sicht verschiedene Bereiche und/oder Motive in dem Bildausschnitt verstärken oder reduzieren. Auf dem Bild unten wurde starke lokale Anpassung vorgenommen, doch es erscheint immer noch ’normal’…

So sah es vor der Nachbearbeitung aus…

Die Änderungen sind wichtig, aber nicht wirklich drastisch. Hier unten finden Sie einen zusammengestellten Screenshot der lokalen Anpassungen — 4 Radialfilter, einen Verlaufsfilter und einen Pinsel. Ziemlich viel Arbeit, doch wie bei jedem Handwerk steckt der Teufel im Detail!

Im nächsten Artikel fahren wir fort mit 1. Einbringen der Nachbearbeitung in Ihren Workflow, um sie zu einer Erweiterung Ihres Shootings zu machen, 2. Auswahl des Looks, den Sie erzielen möchten und 3. Einsatz lokaler Anpassungs-Tools für echtes Handwerk statt es mit Tone Mapping-Reglern auf die billige und einfache Weise zu versuchen.

Michael FreemanAndere Artikel des Autors

In a 40 year career, internationally renowned photographer and author Michael Freeman has focused on documentary travel reportage, and has been published in all major publications worldwide, including Time-Life, GEO and a 30-year relationship with the Smithsonian magazine. He is also the world’s top author of photography books, drawing on his long experience.
In total, he has published 133 books, with 4 million copies sold, including 66 on the craft of photography, published in 27 languages. With an MA in Geography from Oxford University, Freeman went first into advertising before launching his career in editorial photography with a journey up the Amazon.

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